Frage: An der fit2work-Hotline hören wir vermehrt von Personen, die von Long Covid betroffen sind. Können Sie das aus Ihrer Beratung bestätigen?
fit2work: Ja, vor allem in Bezug auf die Möglichkeit der Inanspruchnahme einer Wiedereingliederungsteilzeit kommen vermehrt Kundinnen und Kunden mit Long-Covid-Krankheitsbildern zu Beratungsterminen. Auch in Betrieben beobachten wir vermehrt, dass Langzeitkrankenstände aufgrund von Long Covid entstehen.
Frage: Gibt es Kenntnis darüber, wie lange Krankenstände mit Long Covid dauern?
fit2work: Das ist sehr unterschiedlich. Genauso wie sich die Symptome unterscheiden, kann hierzu keine allgemeine Aussage getroffen werden. Festzuhalten ist aber, dass Long-Covid-Krankenstände mehrere Wochen bis hin zu mehreren Monaten dauern können und die unterschiedlichen Krankheitssymptome betroffene Menschen nicht nur in deren Alltagsleben einschränken, sondern sich vor allem auch durch verminderte Leistungsfähigkeit und Belastungsfähigkeit im beruflichen Kontext bemerkbar machen.
Weiters sehen wir, dass sich der Weg zurück in die Normalität oft sehr mühsam gestaltet und dies viele Monate dauern kann.
Frage: Mit welchen Symptomen kämpfen Personen, die an diesen Folgen einer Covid-19-Erkrankung leiden?
fit2work: Viele Menschen beschreiben eine Art Fatigue-Syndrom, eine chronische Erschöpfung. Sie sind körperlich eingeschränkt durch Schwäche und Luftnot, da das Lungenvolumen nicht wieder vollständig hergestellt ist. Zum Teil gibt es kognitive Einschränkungen oder Gedächtnislücken und Berichte von schweren Gliederschmerzen, was vor allem für Personen, die körperlich schwer arbeiten, nicht gut tragbar ist. Wir hören auch von leicht- und mittelschweren Depressionen – hier sollten Kunden und Kundinnen möglichst rasch psychotherapeutisch versorgt werden.
Frage: Berät fit2work auch bei medizinischen Angelegenheiten?
fit2work: Ja, bei der Beratung von Personen finden im Verlauf eines sogenannten Basischecks eine arbeitsmedizinische oder auch eine arbeitspsychologische Abklärung statt. Aufgrund der sich daraus ergebenen Empfehlungen können fit2work-Kundinnen und -Kunden weiterführend eine zielorientierte Beratung durch unser Casemanagement in Anspruch nehmen. fit2work nimmt hier eine wichtige Drehscheibenfunktion ein, in dem wir zu vorhandenen Behandlungsangeboten informieren und weitervermitteln. Aus Sicht der Betriebsberatung ist klar zu sagen, dass wir hier an die Arbeitsmedizin oder andere Ärztinnen oder Ärzte weiter verweisen.
Frage: Was sind die Fragen und Anliegen von Unternehmen zu diesem Thema?
fit2work: In der Betriebsberatung geht es einerseits darum, die betroffenen Menschen zurück in den Job zu begleiten – da arbeiten wir eng mit dem Casemanagement in der Personenberatung zusammen. Die Möglichkeit der Wiedereingliederungsteilzeit (WIETZ) ist mittlerweile schon vielen Unternehmen ein Begriff, der Bekanntheitsgrad könnte aber durchaus höher sein. Wir empfehlen eigentlich immer, eine WIETZ als Möglichkeit zu prüfen.
Andererseits geht es in der Betriebsberatung auch darum – so wie bei allen anderen Langzeitkrankenständen auch – das gesamte Team in der Firma zu unterstützen. Besonders in kleinen Unternehmen ist es für das Team eine massive Belastung, wenn Kolleginnen oder Kollegen lange ausfallen.
Frage: Wie können Unternehmen durch fit2work unterstützt werden, die Long-Covid-Patientinnen und -Patienten in der Belegschaft haben?
fit2work: Man kann versuchen, die Arbeitsfähigkeit zu fördern, indem wir Maßnahmen definieren, wie die Betroffenen wieder eingegliedert werden können. Wir sehen uns die Ressourcen der Person und die Arbeitsbedingungen an und versuchen, diese anzugleichen. Das können ganz praktische Lösungen sein, wie längere Pausen und kurze Ruhephasen einzuplanen, den Arbeitsplatz anzupassen oder zum Beispiel eine Homeoffice-Regelung zu treffen. Es können auch kürzere Dienste vereinbart werden oder man schaut, wo man die Arbeitszeit reduzieren könnte.
Ein wichtiges Instrument für die Verkürzung der Arbeitszeit wäre – wie bereits besprochen – die Wiedereingliederungsteilzeit. Hier können wir mit den betroffenen Mitarbeiterinnen oder Mitarbeitern und Führungskräften gemeinsam ein Beratungsgespräch zur WIETZ im Unternehmen führen. Es wird dann versucht, beiden klarzumachen, dass jeder seinen Anteil beitragen kann: die Firma in Form der Fürsorgepflicht und die Mitarbeiterin oder der Mitarbeiter indem sie oder er alles unternimmt, was zur eigenen Gesundwerdung und Erhaltung der Arbeitsfähigkeit beitragen kann. Beispielsweise durch Inanspruchnahme von diversen Therapien.
Frage: Wie können betroffene Personen Hilfe durch fit2work bekommen?
fit2work: In dem sie sich mit fit2work über die Hotline 0800 500 118 in Verbindung setzen und einen für sie passende Termin für eine Erstberatung vereinbaren. Der Erstberatungstermin dient dann zum Kennenlernen und Erfassen der Lebenslage der Kundin oder des Kunden. Es werden die gesundheitlichen Fragestellungen, das Umfeld und die Situation hinsichtlich Arbeit oder Arbeitssuche besprochen. Auch kann dann eine arbeitsmedizinische oder -psychologische Abklärung vereinbart werden. Sodann kann ein längerfristiges oder mehrmaliges, kürzeres fit2work-Case Management in Angriff genommen werden. Das gleiche gilt für Unternehmen, die Unterstützung brauchen: einfach unter der fit2work-Hotlinenummer melden, sie werden sodann von unserer Betriebsberatung kontaktiert.
Frage: Gibt es finanzielle Förderungen beim Wiedereinstieg?
fit2work: Geht man von einem aufrechten Dienstverhältnis aus, gibt es seit 2017 die Möglichkeit der Inanspruchnahme einer WIETZ um belastungsangepasst und gesundheitsschonend die berufliche Tätigkeit nach einem Langzeitkrankenstand wiederaufzunehmen. Konkret kann hier die Arbeitnehmerin oder der Arbeitnehmer die Arbeitszeit bis zu maximal 6 Monate um maximal 50 Prozent reduzieren. Durch das Instrument des Wiedereingliederungsgeldes, das vom zuständigen Krankenversicherungsträger ausbezahlt wird, wird die Gehaltsreduktion größtenteils abgefedert.
Frage: Welche Fragen sind in Bezug auf Long Covid am Arbeitsplatz für Sie am dringlichsten zu behandeln?
fit2work: Es braucht natürlich eine breite öffentliche Diskussion darüber, die ja auch vermehrt gerade stattfindet. Wichtig wäre aus unserer Sicht vor allem hinsichtlich der psychischen Belastungsfaktoren Betroffenen zeitnahe eine psychotherapeutische REHA oder eine kostengünstige begleitende psychotherapeutische Behandlung anbieten zu können. Derzeit gibt es hierfür mehrere Monate Wartezeit.
Ansonsten gilt es, Betriebe und Personen gut darüber zu informieren, dass es Unterstützung seitens fit2work gibt. In der Betriebsberatung können wir etwa durch die enge Kooperation mit der Personenberatung rasch und unbürokratisch helfen und passende Maßnahmen für die Unternehmen umsetzen. Durch die Einführung eines strukturierten betrieblichen Eingliederungsmanagements vermitteln wir konkretes Wissen, wie man belastete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unterstützen kann, um deren Arbeitsfähigkeit wiederherzustellen und dann langfristig auch zu erhalten.
Wollen Sie mehr zum Thema Wiedereingliederungsteilzeit wissen? Wir haben kürzlich ein Q&A zu diesem Thema erstellt. Sie finden alle Details im vorigen Blogartikel auf dieser Website.
*Birgit Küblböck-Lausegger ist Koordinatorin der fit2work Betriebsberatung Oberösterreich, Franz Bergmann Leiter der fit2work Personenberatung Kärnten.
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